17. Mai 2020

Weg mit den Schubladen, her mit der Liebe!



Wir sind Louisa (Sprecherin) und Max (Politische Geschäftsführung) von der GJ Würzburg und wir sind queer!

Wie viele bin auch ich, Louisa, in einer sehr heteronormativen Umgebung aufgewachsen. Seit dem ersten Schultag war ich praktisch durchgehend in irgendwelche “coolen” Jungs aus meiner Klasse verliebt und habe mich auch nie getraut, dass Mann-Frau-Schema in Frage zu stellen. Mittlerweile hat sich einiges geändert – ich habe rausgefunden, dass ich viele Menschen egal welchen Geschlechts attraktiv und liebenswert finde und ja, dass ich manchmal auch wirklich Gefühle für mehr als eine Person gleichzeitig haben kann. Obwohl auch ich durch diese Selbstfindung mehr oder weniger alleine gegangen bin, weiß ich, dass ich das große Privileg genieße, für meine sexuelle Orientierung keinerlei offene Anfeindungen zu erfahren. Aber wie viele in der LGBTIQ+ Community habe ich mich daran gewöhnt, dass ich schiefe Blicke ernte oder hinter meinem Rücken geflüstert wird. Ich wünsche mir, dass Generationen nach uns sich nie an so etwas gewöhnen müssen. Denn was könnte mehr falsch sein, als über das Liebesleben anderer Menschen zu urteilen? Deshalb versuche ich, so offen wie möglich über meine Erfahrungen mit Pansexualität und Polyamorie zu sprechen, damit diese Themen in der Gesellschaft so sichtbar werden, wie sie es verdienen. Weg mit den Schubladen, her mit der Liebe!

Ich (Max) bin in einer Stadt mit ungefähr 5000 Einwohner*innen aufgewachsen. An ein Outing hatte ich da nie gedacht – u.a. weil ich gar nicht wusste, dass das zur Option steht. Den ersten Crush hatte ich ehrlicherweise vermutlich auf einen Jungen, aber das habe ich nie bewusst angenommen. Jeder im Umfeld redet davon, welches Mädchen er heiß findet, also habe ich mir ein Mädchen rausgesucht, welches der Gesellschaftlichen Norm eines “hübschen Mädchens” entsprach und hatte offiziel einen Crush auf sie. Das war meine gesamte Schulzeit über so. Ich wusste ab der Oberstufe schon, dass ich auf Jungs stehe, aber bis zu dem Zeitpunkt war in der Peergroup klar: Alles was mit Schwul sein zusammenhängt wird als Beleidigung verwendet. Insofern habe ich gelernt mich “anzupassen” und war nicht schwul.

Maßgeblich dabei war wohl auch die eher unterschwellige Homophobie in meinem Umfeld. Ich würde niemandem in meinem damaligen Umfeld heute vorwerfen Homophob zu sein. Sie wussten es nicht besser, sie haben noch nie einen “echten Schwulen” getroffen. Sie waren aus Prinzip gegen die Ehe für Alle. Man hat mehr aus Spaß als wirklich ernst gesagt, dass ich jetzt langsam mal eine Freundin anbringen muss, dass ich aber bloß keinen Jungen mitbringen soll. Trotzdem wird man von solchen Aussagen stark geprägt.

Mein Outing verlief dann doch etwas anders, als ich das gedacht hätte. Nach einem Weinfest und viel zu viel Alkohol habe ich es meiner Mitbewohnerin mehr gestanden als erzählt. Und dann? Naja, sie hat genau richtig reagiert. Mich bestärkt und mich erstmal auf einer Datingplatform angemeldet (mit meinem Einverständnis). Mittlerweile bin ich bei allen geoutet und bin stolz darauf, wie ich bin. Was ich allerdings hiermit klarstellen will: Ein Mangel an Aufklärung, Verständnis und Mitgefühl kann einem jungen Menschen hart zusetzen. Wir müssen mehr für genau diese Dinge kämpfen, damit wir alle so sein können, wie wir das wollen.



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